Arthrose in den Gelenken, ein Schreckgespenst, aber keine Zivilisationskrankheit
Zwei wesentliche Fakten über die Arthrose:
Die schlechte Nachricht: Jeder bekommt Arthrose, wenn er nur alt genug wird.
Die gute Nachricht: Nicht jeder leidet darunter. Arthrose ist nicht heilbar, aber behandelbar.
Kennen Sie den Horror-Roman „In einer kleinen Stadt“ von Stephan King? Der Film trägt den Untertitel „Needful Things“, nützliche Dinge.
Kurz zum Inhalt: Der Teufel in Gestalt eines Kaufmanns eröffnet in einer kleinen Stadt einen Laden. Dort bietet er den Bewohnern an, was sie wirklich „brauchen“. Ob alte Baseballkarten, Vasen oder handsignierte Bücher, nichts kostet mehr als ein paar Cent. Allerdings muss der Käufer einem anderen Bewohner zusätzlich einen „Streich“ spielen, erst danach ist er der rechtmäßige Besitzer seines Traumgegenstandes. Der Kaufmann intrigiert und manipuliert so lange, bis sich die Menschen in der Stadt gegenseitig an die Gurgel gehen.
Polly, der Frau des Stadtpolizisten, verkauft er ein Amulett. Sie leidet unter unerträglichen Schmerzen der Arthritis, einer Gelenkentzündung in ihren Fingern. Trägt sie das Amulett, sind die Schmerzen verschwunden. Auch sie muss jemandem einen Streich spielen, aber nach einiger Zeit der Schmerzfreiheit würde sie für dieses Amulett töten.
Nun sind Arthrose und Arthritis zwar verschiedene Krankheiten, der Übergang allerdings ist fließend.
Die Wortherkunft:
Arthron griechisch = Gelenk
-ose ist eine in der Medizin gebräuchliche Endung für meist nicht entzündliche Veränderungen eines Körperteils oder dessen Bausteine. So ist eine Arthrose die Degeneration der Gelenkknorpel, eine Osteoporose das Verschwinden von Knochenmasse und die Zyanose die Blaufärbung von Zunge oder Schleimhäuten bei extremem Sauerstoffmangel.
Die Endung -itis dagegen bezeichnet Entzündungen. Die Arthritis ist die Entzündung der Gelenkknorpel und der Haut der Gelenkkapsel, die Bursitis (Bursa = Schleimbeutel) eine Schleimbeutelentzündung und die Otitis media eine Mittelohrentzündung.
Bei einer Arthrose ist also nichts entzündet, sondern „nur“ verändert. Eine Arthrose ist nicht heilbar, aber behandelbar. Auf die Entstehung einer Arthritis kommen wir später noch zu sprechen.
Ein kleiner Ausflug in die Anatomie
In einem Gelenk befinden sich zwei (manchmal auch mehrere) Knochen, die sich gegeneinander bewegen. Damit sie sich nicht berühren und Reibung verursachen, sind sie mit einer Knorpelschicht überzogen und von Gelenkwasser umgeben. Die Gelenkkapsel umhüllt und schützt die Mechanik. Bänder, Sehnen und Muskeln sorgen für Stabilität.
Knorpel ist ein elastisches Gewebe, das viel Wasser speichern kann. Er polstert die Gelenkflächen der Knochen und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Körpergewichts.
Die Versorgung von Knorpel mit Nährstoffen und Wasser
Knorpel ist weder von Nerven noch von Blutgefäßen durchzogen. Er ist also nicht an den Blutkreislauf angeschlossen, der den Rest des Körpers versorgt. Die Gelenkinnenhaut dagegen ist gut durchblutet und gibt Nährstoffe an das Gelenkwasser ab. Im Wesentlichen benötigt dieses Gelenkwasser (natürlich) Wasser, Zucker und Aminosäuren. Die Hyaluronsäure (ein Vielfachzucker) ist in aller Munde, dazu kommen wir später.
Knorpel bedient sich dem Prinzip der „Diffusion“, um am Leben zu bleiben. Er zieht sich wie ein Schwamm Flüssigkeit und Nährstoffe aus dem Gelenkwasser (auch „Gelenkschmiere“ genannt) und gibt auf demselben Weg Schadstoffe und Abbauprodukte wieder ab. Damit ihm das gelingt, benötigt er Druck in Form von Bewegung, die wie eine Pumpe wirkt.
Vertiefendes Wissen für Klugscheißer
Erinnern Sie sich noch? Biologie in der 11. Klasse? Ich vermute, die wenigsten unter uns haben seither Begriffe wie „Osmose“, „Diffusion“ oder „semipermeable Membran“ je wieder benötigt. Im Alltag begegnen uns diese Phänomene jedoch täglich.
In jeder Flüssigkeit oder wässerigen Substanz befinden sich gelöste Teilchen wie Salze, Mineralien und andere Stoffe. In einer Glasschüssel mit Salatsoße passiert da recht wenig. Glas ist undurchlässig. Sobald aber ein Salatblatt hineingegeben wird, entsteht osmotischer Druck. Salat hat wie jedes andere Gemüse oder Obst eine semipermeable Membran, die manche Substanzen hinein und andere hinaus lässt. Das Bestreben ist ein Gleichgewicht der Stoffe auf beiden Seiten dieser Membran. Die Wanderung der Teilchen nennt man „Diffusion“. Das Ergebnis: Der Salat säuft ab, aber die Biologie hat ihr Ziel erreicht.
Ein anderes Beispiel ist die Aufbewahrung von Fleisch über Nacht in einem Plastikbeutel im Kühlschrank. Am nächsten Morgen hat sich schon so mancher über die entstandene Blutlache gewundert, obwohl die Plastiktüte fest verschlossen und unbeschädigt war. Das Blutserum ist durch die dünne Plastikschicht allein durch die Luftfeuchtigkeit in Ihren Kühlschrank „diffundiert“.
Nach diesem Prinzip ernährt sich der Knorpel in unseren Gelenken.
In der Regel überleben wir unseren Knorpel
Knorpel ist im Gegensatz zu fast allen anderen Gewebearten im Körper nicht regenerierbar. Stammzellen sind in nicht durchblutetem Gewebe nicht vorgesehen. Knorpelzellen können sich daher nicht erneuern und stoppen ihre Zellteilung mit dem Ende der Pubertät.
Mittlerweile gibt es Forschungsprojekte, die das Gegenteil beweisen wollen. Vereinfacht erklärt spritzen Wissenschaftler Stammzellen in den Knorpel und erwarten die Neubildung von Knorpelzellen. Ihre Erfolge wären ein Segen für Mensch und Tier, aber so weit sind wir noch nicht.
Der Verschleiß von Knorpel ist also ebenso vorprogrammiert wie das Altern unserer Haut oder die schwindende Pigmentierung und Fülle unserer Haare.
Sag zum Abschied leise Servus – Wenn sich der Knorpel verabschiedet
Mit den Jahren verliert Knorpel seine Fähigkeit zur Wasserspeicherung. Er wird dünner, spröde und die Oberfläche wird rau. Die Gelenkflächen der Knochen nähern sich gefährlich. Bei Menschen beginnt dieser Prozess bereits im Alter von 40 Jahren, bei Tieren spielen Rasse, Größe und reguläre Lebenserwartung eine Rolle.
Diesen Vorgang nennen wir „Arthrose“. Form und Beschaffenheit des Knorpels verändern sich und degenerieren. Im Laufe der Jahre kann er einreißen oder bröseln, irgendwann reiben die Knochen aneinander.
Wie bei der Spondylose versuchen die Knochen, sich zu retten. Sie bilden panisch und planlos knöcherne Vorsprünge, um den Abstand zum Nachbarn zu erhalten. Allerdings erreichen sie dadurch lediglich die Deformation des Gelenks und am Ende dessen Versteifung. Knotige Finger sind ein bekanntes Beispiel für diesen Umbau.
Die Entstehung einer Arthritis
Bereits im Frühstadium einer Arthrose können sich kleine Fragmente des Knorpels lösen, die dann unkontrolliert im Inneren der Gelenkkapsel umher schwimmen. Reiben die Knochen aneinander, landen auch Knochenteilchen in der Gelenkflüssigkeit. Der Körper reagiert, wie er es gelernt hat mit einer Entzündung.
Die Entzündung greift die Knochen und die Gelenkinnenhaut an. Das Gelenk schwillt an, wird heiß und verursacht höllische Schmerzen.
Allerdings ist diese Entzündung im Gegensatz zu einer bakteriellen Infektion chancenlos. Sie wird niemals in der Lage sein, die Knochensplitter zu entfernen oder aufzulösen. Folglich wird der Körper für den Rest seines Lebens mit permanenten Entzündungen gegen diese kleinen Eindringlinge kämpfen. Nur die operative Entfernung der Fragmente kann die Entzündung kurzzeitig stoppen, die Entstehung der weiteren Knochenabreibung ist sehr wahrscheinlich.
Jetzt haben wir den Schlamassel in Form einer manifesten Arthritis.
Mensch und Tier bekommen Arthrose, wenn sie nur alt genug werden. Aber nicht alle kämpfen mit Problemen.
Wodurch wird eine frühzeitige Beschleunigung der Arthrose ausgelöst?
Die Liste ist nicht allzu lang und betrifft so ziemlich alle degenerativen Gelenkerkrankungen.
Übergewicht
Ob Hund, Katze, Maus, Pferd oder Mensch, alle bewegen sich über ihre Gelenke. Jedes einzelne Gelenk ist für eine bestimmte Belastung angelegt. Der Knorpel in den Gelenken puffert die Belastung zwischen den Knochen und sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Körpergewichts. Zumindest so lange er dazu in der Lage ist. Wird der Körper zu schwer, beginnt der Knorpel zu straucheln. Er tut, was er kann, aber eine gleichmäßige Verteilung der Last auf die Gelenkflächen ist kaum noch möglich.
Der Knorpel wird ungleichmäßig beansprucht und abgenutzt. Der extreme Druck auf das elastische Knorpelgewebe erschwert die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus dem Gelenkwasser. Der Knorpel verhungert und verdurstet gleichermaßen und die Arthrose hat leichtes Spiel.
Neue Erkenntnisse belegen, dass übermäßiges Fettgewebe wie ein zusätzliches Organ anzusehen ist. Es produziert beispielsweise Hormone wie Zytokine oder Leptine, die entzündliche Prozesse begünstigen und beschleunigen. Gar nicht gut, will man eine Arthritis verhindern.
Bewegungslosigkeit
Für die Aufnahme von Wasser und Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit benötigt Knorpel Druck von außen. Regelmäßige Bewegung wirkt wie eine Pumpe, die das Knorpelgewebe versorgt. Liegen wir nur auf der faulen Haut, altert nicht nur sie, sondern auch der Knorpel in unseren Gelenken. Zudem erschlaffen Bänder, Sehnen und Muskulatur und können das Gelenk nicht mehr stabilisieren. Trotz Mangelernährung bekommt der Knorpel eine Menge zu tun, will er seine Pufferfunktion erfüllen. Irgendwann gibt er auf.
Fehlstellungen, Verletzungen, Sport
Jede Abweichung von der vorgegebenen Belastungssituation und Bewegungsrichtung eines Gelenks beeinflusst die Beschaffenheit des Knorpels. Häufig sind Fehlstellungen wie O- oder X-Beine Ursache für die einseitige Belastung eines Gelenks. Auch der Ausfall von Knochen durch Verletzungen, Krankheiten oder Amputationen nötigt den verbleibenden Gelenken erhöhte Anstrengungen ab und fördert die vorzeitige Degeneration der Knorpel.
Gegen Sport ist grundsätzlich nichts einzuwenden, im Gegenteil. Sportliche Menschen und Tiere leiden in den wenigsten Fällen an Schmerzen durch Arthrose oder Arthritis und leben in der Regel gesünder. Sie haben seltener Übergewicht und verfügen über einen gut funktionierenden Bewegungsapparat.
Aber keine Regel ohne Ausnahme. Der größte Feind der Gelenke sind Sprünge und abrupt abgebremste Bewegungen. Das ist beim Fußball ebenso zu beobachten wie beim Ballspielen mit dem Hund oder dem Springreiten. Auch das Gewichtheben ist nicht gerade freundlich zu den Gelenken. Ganz vom Gewicht der Sportler abgesehen, müssen die Knorpel Höchstleistung bringen, um Spitzenbelastungen auszugleichen.
Kein Wunder, dass Hochleistungssportler ihre Karriere mit maximal 40 Jahren beenden (müssen). Zum Glück ist die Sportwissenschaft mittlerweile schlau genug, ihre Sportler durch Ausgleichssportarten wie Schwimmen oder Walken rundum fit zu halten. Auch Massagen und Physiotherapie sind heutzutage Standard.
Hunde zum Beispiel haben eine Riesenspaß beim Frisbeespielen. Es sei den Haltern allerdings geraten, ihnen begleitend ruhige Spaziergänge und Tierphysiotherapie zu gönnen.
Hat mein Tier Arthrose oder Arthritis?
Tiere versuchen instinktiv Schmerzen so lange es geht zu verheimlichen. Sichtbare Krankheiten, Verletzungen oder Schmerzen würden sie in freier Wildbahn zu willkommenen Opfern machen. Eine verletzte Antilope beispielsweise wird immer weiter rennen, andernfalls würde sie das Abendessen der nächsten Raubkatze sichern. Ein kranker Leitwolf wäre seine Position im Nullkommanix los, wenn die jungen Rüden ihn geschwächt wahrnehmen.
Nur wenige Tiere wenden sich an ihre Besitzer mit der Bitte um Hilfe, das ist in ihrer Gedankenwelt nicht vorgesehen. Wie erkenne ich Schmerzen bei meinem Hund?
Arthrose und Arthritis verursachen stechende Schmerzen im betroffenen Gelenk, die Bewegungen sind je nach Fortschritt der Erkrankung eingeschränkt bis gänzlich blockiert. Ein Hund mit beginnender Arthrose ist am „Anlaufschmerz“ zu erkennen. Nach langem Liegen bewegt er sich zunächst sehr vorsichtig, dann läuft er sich langsam sein und bewegt sich ganz normal. Mit Fortschreiten der Arthrose wird er bei Belastungen oder nach Spaziergängen lahmen. Hat sich eine Versteifung oder eine Arthritis entwickelt, kann selbst der tapferste Hund seine Qualen nicht mehr verbergen.
Er wird nicht mehr freiwillig Treppen steigen oder fröhlich in Ihr Auto hüpfen. Das betroffene Gelenk ist berührungsempfindlich und möglicherweise beginnt er, es zu lecken oder anzuknabbern. Vielleicht beobachten Sie auch eine Verschlechterung bei Wetterumschwung oder nasskalter Witterung.
Ab zum Tierarzt
Sobald Sie auch nur den Hauch einer Ahnung haben, dass Ihr Hund Schmerzen haben könnte, müssen Sie ihn Ihrem Tierarzt vorstellen. Je früher eine Arthrose diagnostiziert wird, desto größer sind die Chancen auf Erhaltung der Lebensqualität.
Der Tierarzt wird zunächst das betroffene Gelenk ertasten und eine Röntgenaufnahme machen. So kann er den Grad der Arthrose bestimmen.
Arthrose ist nicht heilbar, Knorpel kann sich nicht neu aufbauen.
Therapiemöglichkeiten
Sport ist ab sofort tabu.
Gönnen Sie Ihrem Tier Ruhe, aber keine Bewegungslosigkeit. Vielleicht müssen Sie Ihren Hund die Treppen hinunter und ins Auto tragen, aber Spaziergänge dürfen Sie ihm nicht verwehren. Auch bei Arthrose muss der Körper mit Sauerstoff versorgt werden und Bänder und Muskeln dürfen nicht auch noch erschlaffen.
Nur ein Körper in Bewegung kann Gelenkflüssigkeit mit genügend Wasser und Nährstoffen in die Gelenkkapsel abgeben und somit das Schlimmste verhindern.
Überlassen Sie Ihrem Tier das Bewegungspensum und zwingen Sie es zu nichts.
Vermeiden Sie allerdings unkontrollierte Sprints und abruptes Abbremsen. Stöckchen werfen, Ballspielen oder gar Springreiten führen zu einer Beschleunigung des Knorpelabbaus und zu großen Schmerzen.
Gewichtsreduktion
Die eingeschränkte Beweglichkeit durch eine degenerative Gelenkerkrankung führt oft zu Gewichtszunahme. Je mehr Speck Ihr Tier auf die Rippen bekommt, desto schwerer wird der Job der Gelenke. Der Druck auf den Knorpel wird größer und die Belastung kann nicht mehr kompensiert werden.
Geben Sie Ihrem Tier Zuwendung anstatt Leckerlies.
Physiotherapie
Auch wir Tierphysiotherapeuten können eine Arthrose nicht heilen. Aber wir können sie verzögern und die Symptome lindern.
Wie jede Gelenkerkrankung führt Arthrose zu Schonhaltung und Muskelverspannungen. Im Wesentlichen lockern, dehnen und stärken wir die Muskeln mit Massagen, Elektrostimulation und leichten Übungen auf dem Unterwasserlaufband. Je nach Befund des Tierarztes arbeiten wir mit Wärmekissen, Infrarot oder Kältekompressen.
Ihre „Hausaufgaben“ bestehen aus leichten Übungen mit Ihrem Tier, die Sie regelmäßig durchführen sollten. Auch warme Kirschkernkissen lindern Schmerzen oder Verspannungen.
Kaufen Sie Ihrem Tier ein weiches Bettchen und vermeiden Sie, dass es auf harten und kalten Böden liegt. Eine Decke allein genügt nicht.
Achtung: Behandeln Sie das betroffene Gelenk keinesfalls mit Wärme, wenn eine Entzündung vorliegt! Jede Entzündung, auch eine Blinddarmentzündung, freut sich über Unterstützung durch Wärme und reibt sich grinsend die Hände. Einer Entzündung muss man mit Kälte zu Leibe rücken.
Noch mal: Jeder bekommt Arthrose, selbst die beste Ernährung verhindert den Knorpelabbau nicht.
So klingt es doch logisch, dass Arthrose durch Nahrungsergänzungsmittel nicht heilbar ist, auch wenn sich die Werbung für diese Produkte auf den Kopf stellt. Natürlich können Sie dem Körper mit einer Extraportion Omega-3, Grünlippmuschelpulver oder Teufelskralle etwas Gutes tun. Die Qualität des Gelenkwassers kann möglicherweise erhöht werden, aber erwarten Sie keine Wunder! Der Knorpel wird sich so oder so auflösen. Bewegung, Physiotherapie und alle bereits aufgeführten Maßnahmen sind weitaus wichtiger, um die Arthrose zu verzögern.
Kein Tier funktioniert wie ein Automat, in den man oben etwas einwirft und unten ein gesunder Hund herauskommt. Etwas Arbeit ist schon notwendig.
Hyaluronsäure
Ebenfalls von der Werbung gepachtet, aber ein paar Gedanken wert ist die Hyaluronsäure (= Hyaluron). Sie ist ein Polysaccharid, also ein Vielfachzucker. Sie kommt ganz natürlich im Körper vor und ist eine Meisterin der Wasserspeicherung. Ob Haut oder Knochen, Knorpel oder der Glaskörper im Auge, ohne die Hyaluronsäure sind weder Zellteilung noch die Bildung von Bindegewebe möglich. Auch die Gelenkflüssigkeit ist reich an Hyaluron und verhilft dem Knorpel zu genügend Feuchtigkeit, um seine Pufferfähigkeit zu erhalten.
Im Alter nimmt der Gehalt an Hyaluron im Körper stark ab. Die Haut verliert an Spannkraft und Elastizität und bekommt Falten. Das Gelenkwasser kann dem Knorpel nicht mehr genügend Hyaluron zur Verfügung stellen. Er fällt in sich zusammen. Nicht sofort, aber mit der Zeit.
Die Kosmetikindustrie setzt auf die Eitelkeit von Frauen. Es gibt auf dem Markt kaum noch eine Anti-Falten-Creme ohne Hyaluronsäure. Die wenigsten Damen wissen allerdings, dass Hyaluronsäure die unteren Schichten der Haut niemals erreichen kann und immer oberflächlich bleibt. Ja, sie kann der Haut für kurze Zeit durch ihre physikalische Wasserbindung ein frischeres Aussehen verleihen, aber eine Verjüngungskur ist sie nicht. Nur teuer. Es gibt sogar Cremes, die ihre Wirkung bereits durch Abwaschen verlieren.
Präparate zum Einnehmen scheitern ebenfalls am sogenannten hohen „Molekulargewicht“ der Hyaluronsäure, das vom Körper kaum aufgenommen werden kann. Auch tierische Organismen können nichts damit anfangen.
Einzig Injektionen von Hyaluron zeigen Wirkung. Die Schönheitsindustrie bietet Unterspritzungen bei Falten an, die allerdings ebenfalls regelmäßig erneuert werden müssen, da der Körper den Wirkstoff nicht lange speichern kann. Aber zunächst kann die unterspritzte Hautregion tatsächlich ein Feuchtigkeitspolster bilden. Auch Lippen oder Brüste können mit Hyaluron geformt werden.
Wir wollen es uns schenken, mögliche lustige Verschiebungen dieser Polster im Gesicht zu belächeln und wenden uns lieber wieder dem Knorpel zu.
Der Weisheit letzter Schluss ist das nicht, aber Injektionen direkt in das Gelenkwasser kann den Verlauf einer Arthrose tatsächlich verzögern. Der Knorpel nimmt die Hyaluronsäure dankbar auf und kann wieder mehr Wasser speichern. Die Abstände der Injektionen werden zwar ständig kürzer, aber die Hoffnung bleibt, dass eine Arthritis vorläufig vermieden werden kann.
Liegt eine Arthritis also eine Entzündung vor, muss die Behandlung mit Hyaluronspritzen sofort beendet werden.
Kein Therapieansatz hat die Wahrheit für sich alleine gepachtet.
Arthrose ist ein komplexes Thema und Sie tun gut daran, alle unsere Ratschläge und Therapieangebote in Anspruch zu nehmen. Viele Maßnahmen bezahlt Ihre Tierkrankenversicherung. Lassen Sie uns darüber sprechen, bevor Ihr Tier letztlich ein künstliches Gelenk benötigt.