Wenn Ihr Hund offensichtlich Rückenschmerzen hat, steif läuft oder beim Aufstehen gar leise seufzt oder fiept, könnte Ihr Tierarzt von einer „Spondylose“ sprechen. Aber was ist das eigentlich? Wie sie Schmerzen erkennen, können Sie hier lesen.
Schauen wir uns zunächst die Wortherkunft an:
Spondylon griechisch = Wirbel, -ose ist eine in der Medizin gebräuchliche Endung für meist nicht entzündliche Veränderungen eines Körperteils oder dessen Bausteine. So ist eine Arthrose die Degeneration der Gelenkknorpel, eine Osteoporose das Verschwinden von Knochenmasse und die Zyanose die Blaufärbung von Zunge oder Schleimhäuten bei extremem Sauerstoffmangel.
Die Endung -itis dagegen bezeichnet Entzündungen. Die Arthritis ist die Entzündung der Gelenkknorpel, die Bursitis (Bursa = Schleimbeutel) eine Schleimbeutelentzündung und die Otitis media eine Mittelohrentzündung.
Bei einer Spondylose ist also nichts entzündet, sondern „nur“ verändert. Eine Spondylose ist nicht heilbar, aber behandelbar.
Das Alter ist nichts für Feiglinge.
Im Laufe der Jahre verlieren unsere Bandscheiben an Volumen und Elastizität und können ihrer Funktion als Puffer zwischen den Wirbeln nicht mehr gerecht werden. Dadurch steigt die Belastung auf die Wirbelkörper. Zudem ist meistens eine Arthrose im Spiel, die Degeneration der Gelenkknorpel und Knochen, eine Abnutzungserscheinung, die das Alter mit sich bringt.
Im Fall der Bandscheibendegeneration müssen sich die Wirbel gegenseitig schützen und stützen. Auch die Abstände sollten erhalten bleiben, um die Nerven in und aus dem Rückenmarkskanal nicht zu quetschen.
Und wie reagieren Knochen, die sich gegen zu hohe Belastungen wehren? Sie arbeiten panisch an einer Lösung.
Sie bilden kleine Knochenfortsätze, die über die Bandscheibe hinweg wie eine Brücke zum nächsten Wirbelkörper wachsen. Mediziner nennen das „Schnabelbildung“. Diese Knochenneubildungen sehen in der Tat zunächst aus wie Vogelschnäbel.
Bis sich eine Brücke zwischen den Wirbeln bildet und die „Schnäbel“ zusammengewachsen sind, können sich Bindegewebe und Muskeln in den Lücken verfangen. Fast jedes Gewebe unseres Körpers ist von Nerven und Schmerzrezeptoren durchzogen, daher sind solche Einklemmungen sehr schmerzhaft. Wenn Ihr Hund ins Auto springt, bekommt er das eher zu spüren als wir, die vorsichtig und besonnen auf dem Fahrersitz Platz nehmen. Der Hund wird zucken, fiepen oder kurz aufheulen. Das tut weh.
Nach einiger Zeit sind die Brücken gebildet und die Lücken geschlossen. Somit sind diese Wirbel wieder stabil und belastbar, die Knochenschnäbel können keine Muskeln oder Nerven mehr einquetschen, der Schmerz ist weg, aber die Wirbelsäule ist steif.
Oft übertreiben es die Wirbelkörper mit dem Bau ihrer „Prothesen“ und engen den Rückenmarkskanal samt mancher Nerven ein. Gar nicht Sinn der Sache. Gefährlich werden dann Lähmungserscheinungen oder der Kontrollverlust über die Blase und die Darmentleerung. Also schimpfen Sie nicht mit Ihrem Hund oder Ihrer Katze, wenn sie „unsauber“ werden, sie sind ein Fall für den Tierarzt. Weder Hund noch Katze „beschmutzt“ freiwillig die eigenen vier Wände.
In jeder Phase einer Spondylose gibt es Therapiemöglichkeiten.
Auch wenn eine Spondylose nicht heilbar ist, so kann man sie zumindest verzögern, dem Tier die Schmerzen nehmen und zu mehr Lebensqualität verhelfen. Natürlich lassen wir ein Pferd mit Spondylose kein Turnier mehr gehen und unseren Hund tragen wir zunächst die Treppe hinauf. Kurzfristig dürfen wir auch Schmerzmittel geben, damit das Tier nicht in eine Schonhaltung verfällt.
Bewegungslosigkeit spielt einer Spondylose in die Pfoten.
Nach der Diagnose einer Spondylose ist eine Tierphysiotherapie zwingend erforderlich. Langsame und vorsichtige Bewegungen wirken einer Starre entgegen und das Tier lernt wieder, dass nicht jeder Schritt zwangsläufig schmerzhaft ist. Wichtig sind Dehnung und Stärkung der Muskeln, Bänder und die Mobilisierung der Faszien.
Bei jeder Aktivierung der (Selbst)heilung spielt der „Wohlfühlfaktor“ eine wichtige Rolle. Die Synapsen im Gehirn unserer Tiere lernen sehr schnell, dass die Behandlung durch einen Tierphysiotherapeuten angenehm und wohltuend ist. Ein Hund beispielsweise entspannt schneller und arbeitet besser mit, wenn Wärme, Rotlicht und sanfte Massagen einer Therapiestunde vorausgehen. Nicht ohne Grund steht in vielen Reitställen ein Solarium. Warum sollte das bei Tieren anders sein als bei uns Menschen.
Gewichtskontrolle
Es klingt und ist logisch, dass Mensch und Tier weniger Schmerzen haben, je weniger Gewicht auf Knochen und Gelenken lastet. Auch die Wirbelsäule ist eine tragende Konstruktion, die unter Übergewicht leidet und sich dementsprechend dagegen wehrt. Sie kann und will oftmals dieses Gewicht nicht mehr tragen und reagiert mit Schmerzen, denen Bewegungslosigkeit und Schonhaltung folgen. Die eigentliche Botschaft und Warnung dieser Schmerzen ist „Hör’ auf mit diesem Blödsinn, sonst spiele ich nicht mehr mit.“
Halten Sie Ihr Tier auf einem vernünftigen Körpergewicht, passen Sie die Ernährung an die Bewegungs- und Lebensumstände an und vermeiden Sie Fettpölsterchen.
Es ist übrigens sinnvoll, sich mit der Ernährung von Hunden und Katzen zu beschäftigen, bevor das Kind bereits in den Brunnen gefallen ist. Eine unüberlegte und bequeme Fütterung ist leichter, als unserem Tier überflüssige Pfunde wieder abzutrainieren. Vor allem, wenn es gar nicht mehr trainieren kann. Schauen Sie mal in unsere Blogs! ((Links zum Shop … Barf für Katzen, Barf für Hunde.)) Ich berate Sie auch gerne!
Operation
In seltenen und extremen Fällen muss ein Chirurg sein Messer zücken. Manchmal ragen die neu gebildeten kleinen Knochenschnäbel derart tief in den Rückenmarkskanal hinein, dass wieder Platz für die Nerven geschaffen werden muss. Diese Knochenverwachsungen werden operativ entfernt.
Kein Chirurg unternimmt gerne eine solche Operation, sie ist tatsächlich nur Notfällen vorbehalten. Eingriffe am und im Rückenmark sind sehr gefährlich. Notfälle sind Lähmungen und extreme Schmerzen.
Wir schaffen das!
Der Alterungsprozess unseres Tieres ist nie ein Grund, es einzuschläfern. Wir Tierphysiotherapeuten haben immer Mittel und Wege, Ihr Tier schmerzfrei zu halten und ihm Lebensqualität zu geben. Mit unserer Hilfe können auch Ihre Omas und Opas noch tanzen und lachen.
Fragen Sie mich. Ich helfe Ihnen und Ihrem Tier. Versprochen!