Patellaluxation

Das Knie – Ein kompliziertes Gelenk

Das Kniegelenk verbindet den Oberschenkelknochen (Femur) mit dem Schienbein (Tibia) und dem Wadenbein (Fibula). Die Gelenkflächen der Knochen sind mit Knorpel überzogen, wie bei den meisten Knochen. Auf den beiden Gelenkflächen des Schienbeins (rechts und links in der Ansicht von vorne) liegen außerdem die zwei Menisken, aus ebenfalls knorpelähnlichem Gewebe, die einerseits als Puffer zwischen den Knochen fungieren und andererseits für eine gleichmäßige Gewichtsverteilung sorgen.

Die Gelenkfläche des Oberschenkelkopfes ähnelt einer Insel mit zwei Bergen. Diese Knochenvorsprünge nennt man „Epikondylen“.

In der Mitte des Gelenks zwischen Oberschenkelknochen und Schienbein befindet sich ein kleiner Hohlraum mit den beiden Kreuzbändern. Sie verbinden die Menisken mit der Gelenkfläche des Oberschenkels.

Das Außenband verbindet den Oberschenkelknochen mit dem Wadenbein, das Innenband auf der anderen Seite (Innenseite) mit dem Schienbein.

Vor dieser komplexen Konstruktion liegt die Patella (Kniescheibe). 

Die Patella ist ein sogenanntes „Sesambein“. Sie hat keinen direkten Kontakt zu den anderen Knochen und wird nur – eingebettet in das „Patellaband“ – in ihrer Position zwischen den Epikondylen gehalten. Dieses Band (auch Patellasehne) dockt unten an das Schienbein und oben an der Sehne des Oberschenkelmuskels an.

Patella eines Hundes
Knieschheibe eines Hundes

Diese „schwimmende“ Patella folgt bei Beugung und Streckung des Knies der Bewegung nach oben oder unten und sollte in normalem Zustand ihr „Gleitlager“, das Patellaband und die Vertiefung in der Knorpelfläche des Oberschenkelknochens nicht verlassen. Tut sie es dennoch, kann das sehr schmerzhaft sein, das Kniegelenk blockieren und die Bänder verletzen. 

Eine Luxation ist eine Verrenkung. 

Springt ein Knochen aus seiner anatomisch exakt definierten Position, spricht man von einer Luxation. Das Auskugeln des Oberarmkopfes aus dem Schultergelenk ist die wohl bekannteste Form einer Luxation. Der Knochen muss wieder eingerenkt werden.

Hüpft die Patella aus ihrem Gleitlager heraus, wird das als Patellaluxation bezeichnet.

Oft findet sie rasch den Weg von selbst zurück. Speziell bei Hunden ist diese „Reposition“ zu beobachten: Plötzlich läuft er nur noch auf drei Beinen, humpelt ein paar Meter, um dann ganz normal weiter zu rennen, als wäre nichts geschehen. Sie sollten das allerdings nicht auf die leichte Schulter nehmen, eine Patellaluxation kann auch böse enden.

Gründe für eine Patellaluxation

Meistens ist eine Patellaluxation genetisch bedingt. Fehlbildungen und Fehlstellung von Epikondylen und Kniescheibe führen insbesondere bei kleinen Hunderassen häufig zur Instabilität der Patella. Auch X-Beine oder eine vererbte hoch stehende Kniescheibe fördern die Gefahr einer Patellaluxation.

Tierärzte sind verpflichtet, eine Zuchttauglichkeitsprüfung durchzuführen, wenn ihnen ein Hund mit einer Patellaluxation vorgestellt wird.

Verändert sich durch Krankheiten oder im Alter die Flexibilität von Muskeln und Bändern, ist eine Patellaluxation vorprogrammiert.

In ungünstigen Fällen kann die Kniescheibe aus ihrer Führung springen, wenn ein Hund beispielsweise in ein Mauseloch tritt oder ein Stabhochspringer die Matte knapp verpasst. Ein unglückliches Verdrehen des Kniegelenks bei Sport oder Spiel kann eine Patellaluxation ebenso verursachen wie Unfälle, Stürze oder Schläge. 

Folgen einer Patellaluxation

Verlässt die Patella ihre Führungsrinne, landet sie fast immer seitlich der Epikondylen und kann dort erheblichen Schaden anrichten, wenn das Knie weiter belastet und gebeugt wird. Die Spannung von Bändern und Sehnen wird von der eingeklemmten Kniescheibe derart erhöht, dass sie reißen. Ein Bluterguss im Kniegelenk ist das Resultat.

Natürlich verlaufen innerhalb des Knies auch viele Nerven. Diese Schmerzen sind kaum zu ertragen.

Die Behandlung einer Patellaluxation

In allen Fällen muss die Kniescheibe wieder in ihre ursprüngliche Position gebracht werden. Erfahrene Tierärzte, Sportärzte oder Physiotherapeuten können das Knie mit viel Fingerspitzengefühl vorsichtig und langsam strecken und die Patella ohne weitere Begleitverletzungen zurückführen. Das ist der Idealfall.

Ist die Kniescheibe bereits eingeklemmt, kann die Reposition nur mit Kraft durchgeführt werden. Knorpelschäden und Verletzungen der Knochen, Bänder oder der Patella selbst sind hierbei kaum zu vermeiden. 

Anschließend wird das Kniegelenk mit einer Bandage oder einer Orthese stabilisiert und von uns Physiotherapeuten sofort vorsichtig mobilisiert. Die Kräftigung der beteiligten Muskeln steht dabei im Vordergrund.

50 % aller Fälle können durch unsere Therapie erfolgreich behandelt werden. Kommt es zu einer erneuten Patellaluxation oder anderen Komplikationen, muss eine Operation in Betracht gezogen werden.

Ein operativer Eingriff hat vor allem die Stabilisierung der Patella in ihrer Führungsrinne zum Ziel. Zunächst werden gerissene Sehnen und Bänder vernäht und der gesamte Zustand des Kniegelenks untersucht. Es gibt unzählige Operationstechniken, mit denen die Belastbarkeit des Knies und der Patella erreicht werden können. Bei Hunden hat sich die Verlagerung oder Vertiefung des Gleitlagers zwischen den Epikondylen bewährt.

Nach einer solchen Operation muss zügig mit der physiotherapeutischen Behandlung begonnen werden, um Versteifungen, Durchblutungsstörungen und Verklebungen vorzubeugen.

Ihr Tierarzt wird Ihnen hierfür ein Rezept in die Hand drücken und Ihre Tierkrankenversicherung wird die Behandlung bezahlen.

Melden Sie sich gerne bei mir, wir besprechen den weiteren Bewegungsverlauf.

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Physiotherapeutin Osteopathin Chiropraktikerin

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